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Um jeden Preis?

Der Appetitzügler Semaglutid ist der absolute Renner am Pharmamarkt. Die wöchentliche Injektion dieses für Diabetiker entwickelten Wirkstoffs führt zu einer ca. 10%-igen Gewichtsabnahme bei Menschen mit Adipositas und ohne Diabetes. Über den Sinn und Unsinn einer solchen Medikation in der Adipositas Bekämpfung geht es in diesem Artikel nicht. 

Auch die Gefäße sollen profitieren

Eine neue Analyse zeigt nun auch eine signifikante Minderung von Herzinfarkt, Schlaganfall und kardiovaskulär bedingtem Tod von 8% in der Placebo Gruppe auf 6,5% in der Semaglutid Gruppe. Also eine Senkung des Risikos um knapp 20%. Ob es einen von der Blutdrucksenkung unabhängigen Effekt von Semaglutid auf die Zahl der Herzinfarkte/Schlaganfälle gibt, ist unklar. 

Egal wie, eine solche Risikoreduktion bei einem extrem häufigen Krankheitsbild wie Arterienverschlusskrankheiten wäre in jedem Fall spektakulär. Natürlich hat das unabhängige arznei-telegramm genauer hingesehen.

Der größte Hebel

So schön es für jeden einzelnen Menschen ist, eben keinen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden. Spannend wird es bei den Kosten für die Allgemeinheit die diese Risikosenkung mitbringt. Immer wenn jemand über solche Zahlen spricht, wird zurecht ein sehr menschliches  und ethisch spannendes Argument vorgebracht. Sollte der Schutz eines Menschenlebens mit Geld aufgewogen werden? Ist es nicht das ultimative Ziel allen unseres Handelns das Leben unserer Mitmenschen zu schützen?

Wenn diese Rechnung bei den aktuellen vom Hersteller festgelegten Marktpreisen aufgemacht wird, dann kostet die Verhinderung eines der oben beschriebenen Ereignisse ca. 860.000€. Ebenso müssen statistisch 220 Menschen ein Jahr lang mit dem Mittel behandelt werden um bei einer Person ein Ereignis zu verhindern.

Das ist natürlich nur ein Aspekt der Kosten eines Medikaments. Die Last der unerwünschten Nebenwirkungen muss in diese Kalkulation auch mit einfließen. Eine Liste der bekannten Nebenwirkungen findest Du am Ende dieses Artikels. Diese Auflistung ist schon in dieser frühen Phase der Nutzung beachtlich lang und wird in Zukunft sicher noch erweitert.

Ein fairer Preis?

Die Festlegung der Preise für patentgeschützte Medikamente obliegt dem Hersteller. Oft wird hier ein Modell genutzt, welches Value-based pricing (https://link.springer.com/chapter/10.1007/978-3-662-63929-0_11) heißt. Bedeutet, dass der Preis nach dem Wert der Wirkung für die Patientinnen berechnet wird. Die Frage ist also nicht, was hat uns Forschung, Marketing und Herstellung gekostet, plus eine vernünftige Gewinnmarge. Sondern es wird gefragt ‚Wie viel würden Sie ausgeben, um ihr Körpergewicht zu reduzieren?‘ Bei WEGOVY lautet die Antwort offenkundig: Sehr viel…

Übertragen auf unseren nicht-pharmakologischen Alltag, möchte ich das Beispiel von Getränken nutzen. In dieser Betrachtung müsste ein Liter Trinkwasser teurer sein als jeder Whiskey und jeder Wein. Denn der Nutzen für das Überleben eines Menschen ist für den Liter Wasser ungleich größer als bei den alkoholhaltigen Getränken. Hier jedoch kommt der Staat ins Spiel und reguliert den Preis von Trinkwasser auf ein Niveau, welches es allen Menschen möglich macht Zugang zu bekommen. Bei Arzneimitteln wird sich hier sehr schwer getan.

Die Alternativen

Wenn solche Summen aufgewendet werden, lohnt es sich immer einen Vergleich anzustellen, was mit dem Geld erreicht werden könnte, wenn es in andere Projekte fließen würde. Bei dem Problem des stark erhöhten Körperfettanteils ist bekannt, welche Maßnahmen langfristig helfen können. Zum Beispiel Primär-Prävention zur Bewegungsförderung und konsequenteren Ernährungsweise.

Die 860.000€, die für die Verhinderung eines Arterienverschlusses mit WEGOVY aufgewendet werden sollen, repräsentieren derzeit das gesamte jährliche Präventionsbudget für 114.667 gesetzliche Krankenversicherte Personen in Deutschland.

Ich bin der festen Überzeugung, dass der Hebel für die positiven Effekte auf die Gesundheit von mehr als 100.000 Menschen lebenslang größer wäre, wenn das Geld für echte Primärprävention in Kindergärten und Schulen ausgegeben würde. Im 11km Podcast zu diesem Thema wird neben anderen bemerkenswerten Details (https://www.ardaudiothek.de/episode/11km-der-tagesschau-podcast/abnehmspritzen-ein-fettes-geschaeft/tagesschau/94834398/) auch diese spannende Rechnung aufgemacht. 

Die Behandlung aller infrage kommenden Personen mit Adipositas (16.000.000 Menschen) mit WEGOVY in Deutschland allein würde 52.000.000.000€ kosten. Das sind 4.000.000.000€ mehr als derzeit für alle Medikamente ausgegeben wird…

Und ungefähr 100x mehr als für die gesamte Prävention von 73.000.000 Versicherten.


Unerwünschte Nebenwirkungen von WEGOVY

Die folgenden potenziellen Nebenwirkungen sind bekannt.

Sehr häufige Nebenwirkungen von Wegovy® (betrifft mehr als 10 % der Anwender):

  • Übelkeit und Erbrechen
  • Durchfall
  • Verstopfung
  • Bauchschmerzen
  • Kopfschmerzen
  • vermehrte Erschöpfung

Häufige Nebenwirkungen (bei 1 – 10 % der Patienten):

  • Magenschleimhautentzündung (Gastritis)
  • Refluxkrankheit mit Sodbrennen (Gastroösophageale Refluxkrankheit)
  • Missempfindungen oder Schmerzen im Oberbauch (Dyspepsie)
  • Blähungen (Flatulenz)
  • vermehrtes Aufstoßen (“Rülpsen”; Eruktation)
  • Spannungsgefühle im Bauchbereich
  • Gallensteine in der Gallenblase (Cholelithiasis)
  • Schwindel
  • Haarausfall
  • Reaktionen der Haut (Rötung, Juckreiz, etc.) im Bereich der Injektionsstelle
  • bei Anwendern mit Typ-2-Diabetes: Unterzuckerung (Hypoglykämie) und/oder Erkrankung der Netzhaut (diabetische Retinopathie)

Gelegentliche Wegovy® Nebenwirkungen (bei 0,1 bis 1 % der Anwender):

  • beschleunigte Herzfrequenz (erhöhter Puls)
  • Abfall des Blutdrucks (Hypotonie), besonders beim Aufstehen (Orthostatische Hypotonie)
  • Verzögerung der Magenentleerung
  • akute Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis)
  • erhöhte Produktion von Verdauungsenzymen in der Bauchspeicheldrüse (Lipase und Amylase)

Selten auftretende Nebenwirkungen (betrifft 0,01 – 0,1 % der Verwender):

  • plötzliche und sehr starke allergische Reaktion (Anaphylaktische Reaktion)
  • akute Schwellung der Unterhaut (Angioödem)

(Quelle: https://www.zavamed.com/de/wegovy-nebenwirkungen.html)

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