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Ein MRT Bericht

Versuch einer Interpretation oder was Deinem Chiropractor durch den Kopf geht, wenn sie/er diese Befunde liest

Um die Bilder eines Magnet-Resonanz-Tomographen (MRT) zu interpretieren, müssen einige Vorbedingungen bekannt sein. Ich werde hier nicht auf alle eingehen können, aber den wichtigsten Grund für eine solche Serie von Aufnahmen möchte ich nennen.

Warum wurde die Aufnahme angefordert?

Der Patient/die Patientin präsentierte ein Problem welches die Idee nahegelegt hat, die Ursache dieses Problems könnte eine irgendwie geartete Raumforderung sein. Eine Raumforderung ist eine Umschreibung für jede Art von Schwellung (Tumor). Ob durch Entzündung, Trauma oder Neubildung (gut- oder bösartig) ausgelöst, ist hier erst einmal nicht wichtig.

Gleichzeitig muss es einen Plan geben, was im Falle eines positiven Befundes, d.h. es wird eine solche Raumforderung gefunden, getan wird. Idealerweise ist dieser Plan dann angepasst an den neuen Befund. Falls der Behandlungsplan, der vor einem MRT ausformuliert sein muss, potentiell nicht durch den Bildbefund beeinflusst wird, dann sollte das MRT nicht gemacht werden. Dies gilt es mit dem überweisenden Mediziner zu klären.

Mit diesem Suchmuster im Kopf wird das MRT angefertigt. Und ein Befund kann dann so aussehen:

Zusammengefasst bedeutet dies, dass kein klarer Befund einer neurologisch relevanten Raumforderung gestellt werden kann. Anders formuliert, die Nerven sind nicht bedrängt, die Wirbelsäule scheint nicht instabil, also freie Bahn für eine sinnvolle chiropractische Behandlung und sportliche Übungen.

Deutlich zu erkennen ist der Wille irgendeine Beschreibung dieses Bildbefundes abzuliefern, die die Abrechnung bei der Krankenkasse rechtfertigt.

… erreicht unter Abbildungsbedingungen die Nervwurzeln, ohne sie vordergründig zu irritieren.

Das heißt, es könne andere Bedingungen geben, unter denen es vorstellbar ist, dass die Nervwurzeln doch gequetscht werden. Wenn dem so ist, dann sollte ein stehendes oder sitzendes MRT in einem offenen Scanner verschrieben werden. Dies wurde in diesem Fall nicht getan. Das lässt zwei Rückschlüsse zu; entweder ist es schlicht zu teuer dies zu verschreiben oder das mögliche Ergebnis würde den weiteren Behandlungsverlauf dann doch nicht beeinflussen, da die neurologischen Symptome eine Operation sehr unverhältnismäßig erscheinen lassen.

Was eine ‚vordergründige‘ Irritation von einer anderen Irritation unterscheidet ist mir nicht klar…

Der lumbosacrale Bandscheibenprolaps erreicht unter Abbildungsbedingungen die Nervwurzeln nicht ganz.

Zuerst einmal ist die Bezeichnung ‚Prolaps‘ etwas irreführend. Die Art und Weise wie Schädigungen an der Bandscheibe beschrieben werden (Nomenklatur), ist immer wieder Änderungen unterworfen. Aktuell ist aber der Prolaps nicht sehr genau. Es gibt die Unterscheidung zwischen Protrusion (breite Basis, flach, die Nervwurzel nicht komprimierend) und Extrusion (enge Basis, weit in den Kanal ragend, die Nervwurzel komprimierend). Lumbosacral bedeutet die unterste Bandscheibe zwischen dem fünften Lendendwirbel und dem Kreuzbein ist betroffen (L5/S1).

‚Nicht ganz‘ zeigt für mich den festen Willen hier eine relevante Schädigung zu finden. Es reicht aber eben nicht ganz…

Beginnend raumfordernde Bandscheibenvorfälle…

Ein Bandscheibenvorfall (BSV), egal ob Protrusion oder Extrusion ist immer raumfordernd. Bedeutet, hier hat sich Gewebe an eine Stelle verlagert, wo es vorher nicht war. Daher ist dies eine unnötige Dopplung, die hier eher verwirrt.

‚Beginnend‘ klingt so, als ob sich dieser BSV noch in der Entwicklung befindet und mit der Zeit immer größer und dadurch gefährlicher werden könnte. Diese Idee ist irreführend. Eine BSV wird nicht mit der Zeit größer. Das ausgetretene Gewebe wird eher vom Körper wieder abgebaut und aufgenommen.

Eine Möglichkeit ist es jedoch, dass über Jahrzehnte die Abnutzung des Wirbelsegments voranschreitet, da die Bandscheibe an Höhe verloren hat. Dies führt zur Irritation der kleinen Wirbelgelenke und dadurch zu Schwellungen des Bandapparates und knöchernen Anbauten. Diese zusammen mit dem bestehenden Rest Vorfall können dann in vielen Jahren zu Problemen führen.

Ich könnte dies noch weiter ausführen, aber ich denke die generelle Richtung ist klar…

Eine bessere Beschreibung wäre gewesen:

„Der Befund dieses MRT ist nicht relevant für die derzeitigen Beschwerden. Es sind lediglich Zeichen einer längerfristigen mechanischen Fehlbelastung zu erkennen. Diese Fehlbelastung sollte mit adäquater Behandlung und Übungstherapie adressiert werden.“

In Summe würde ich sagen, war dieses MRT unnötig, da auch die möglichen Befunde den Behandlungsplan nicht entscheidend verändert hätten. Und wie ich schon oft schrieb, sind Rückenschmerzen nur sehr selten ein sinnvoller Beweggrund für eine solche Untersuchung.

Denkanstöße, Tipps und Übungen für den Alltag?