Nicht wirklich
In einem kurzen Artikel in der NZZ wird ein durchaus fundamentales Problem unserer heutigen Politik sehr prägnant und präzise beschrieben. Gerechtigkeit ist sinnvoll und erstrebenswert, aber sie ist nicht dasselbe wie Gleichbehandlung.
Viele sehnen sich anscheinend nach einem System der Gleichbehandlung. In dem Sinne, dass alle so behandelt werden sollten wie die Priveligiertesten der Gesellschaft. Das ist schon spannend, denn diese Gleichbehandlung soll nur in der positiven Richtung gelten. Der gleiche Wohlstand, die gleichen Rechte, die gleichen Freiheiten. Dass niemand den Vergleich ‘nach unten‘ sucht, wird klar wenn es anders formuliert wird. Sollen alle gleich krank, gleich arm, gleich gestresst werden? Danach sehnt sich niemand.
Laut dem Autoren ist es die Gerechtigkeit, die einen Wert an sich darstellt. Gleichbehandlung kann und muss im Sinne der Rechtssprechung gelten. Auf anderen Gebieten aber, wie der materiellen Ebene, ist diese Forderung sinnlos, dystopisch und gefährlich.
So sollten nicht die Ergebnisse wirtschaftlichen Handelns ausgeglichen werden, sondern die Voraussetzungen. Die Angebote und Möglichkeiten für Erziehung, Bildung, medizinische Versorgung sollten unabhängiger davon sein wie wohlhabend das Elternhaus ist. Somit kommen alle an dieselbe Startlinie. Das Ergebnis des Rennens zu egalisieren ist dagegen destruktiv und sinnlos.