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Abi Rede 2.0

„Nachdem wir nun alle gelobt, gewürdigt und und mit Medaillen ausgezeichnet haben, die sich perfekt konformistisch an die Anforderungen angepasst und sich immer an die Regeln gehalten haben, die unser antiquiertes Schulsystem vorgibt, kommen wir nun zu allen anderen.

Nun ist es nicht so, dass hervorragende Schulnoten dem weiteren Lebenserfolg zwangsweise im Wege stehen. Aber ebenso ist es unwahr, dass ein ‚nicht-Einser-Abitur‘ einem alle Chancen auf ein erfolgreiches und erfülltes Leben verstellt.

In dieser Kategorie gibt es auch verschiedenste Ehrungen. Zum Beispiel die- oder denjenigen die/der es geschafft hat sich genau so anzustrengen, um die Bedingungen gerade so zu erfüllen. Es ist oft schwerer, genau richtig viel zu tun, um zu bestehen, als immer über das Ziel hinauszupreschen.

Einige von Euch haben es schon gemerkt. Es sind lange nicht alle Aufgaben, die Euch über die vielen Jahre von der Schule gestellt wurden, sinnvoll oder eine Anstrengung wert. Diesen Subtext zu verstehen und hier zu unterscheiden und Prioritäten zu setzen, wird eine sehr wichtige Eigenschaft in Eurem weiteren Leben sein.

Aller Ehren wert ist auch die- oder derjenige die/der neben der Schule Hobbies, Nebenjob, eine Beziehung, Ehrenämter und andere nicht durch Schulnoten erfasste Leistungen erbracht hat.

Gesetzt den Fall Du verlässt irgendwann mal die Universität und gehst nicht als Lehrer zurück an die Schule, gibt es nie wieder im Leben eine interessante oder intellektuell fordernde Tätigkeit, in der das Aufgabengebiet so schön präzise abgesteckt sein wird, wie in der Schule. Richtig und falsch; schwarz und weiß; gut und schlecht verschwimmen im wirklichen Leben, wo die äußeren Bedingungen nicht künstlich vereinfacht werden wie in den akademischen Berufen. Für alle spannenden und innovativen Leistungen und Berufe sind viele Eigenschaften nötig, die leider in der Schule bisher nicht gelehrt werden.

War der Abischnitt von 4.0 nicht vielleicht schwerer zu erreichen als 1.0? Ist nicht ‚von allem zuviel‘ machen manchmal leichter, ‚als genau richtig viel‘? Wirst Du später immer die Energie haben immer von allem ‚zuviel‘ zu machen? Wirst Du immer alle, die Dir eine Aufgabe stellen, gleich glücklich machen? Ist es überhaupt möglich allen Anforderungen des Lebens zu 100% zu entsprechen? Besonders dann, wenn da keine höhere Autorität ist, die Dir Noten auf Deine Leistungen gibt?

Zu lernen wie man/frau seine/ihre Energien fokussiert und vor Allem Dinge für unwichtig erklärt, wird in einer Welt der Informationsüberflutung nahezu überlebenswichtig sein.

Die Chance, dass das Leben gleichförmig, langweilig, eintönig und trotzdem stressig wird, ist für alle von Euch gleich hoch. Ein Hang zu Perfektionismus wird zu diesem Mix noch die Möglichkeit auf den schnellen Burnout hinzufügen.

Jetzt, wo die Schule vorbei ist, beginnt die Zeit, die wichtigen Dinge für das Leben zu lernen. Denn nach der Pflicht kommt die Kür. Ich wünsche Euch viel Spaß dabei Euren Weg zu finden und Eure Entscheidungen selbst zu treffen.“

Denkanstöße, Tipps und Übungen für den Alltag?