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Überdrehter Stillstand

Ein neuer Begriff

Laut einem Artikel in ‚The New Yorker‘ hat sich in China eine neues Wort etabliert um den oben genannten Zustand zu beschreiben.

Involution

Dies bedeutet in einem ständigen Wettkampf festzustecken, von dem man weiß, dass er letztendlich bedeutungslos ist. Das Buch ‚Deutschland auf der Couch’ hat diesen Zustand als einen der beiden Modi identifiziert mit dem viele Erwachsene durch das Leben gehen. Der andere wird ‚fehlende Alltagskompetenz’ genannt.

Eigentlich nichts Neues. Aber es kann durchaus sinnvoll sein ein unbestimmtes Gefühl zu benennen. Ebenso kann auch eine Falle sein.

Denn ein neuer Begriff kann genauso gut zur Normalisierung beitragen, wie auch zur Lösung. Ähnlich wie es bei Diagnosen in der Medizin ist. Wenn einmal eine neue Diagnose, ein neues Syndrom, ge- bzw. erfunden wurde, scheint es so, als wäre ein großer Anteil der Arbeit schon getan. Tatsächlich trägt dieser Namensgebungsprozess oft gar nicht zur Lösung des Problems bei. Öfter als nicht, können so Menschen in bestimmte Schubladen sortiert werden. Diese Schublade wird dann einer Facharzt Richtung zugeordnet, und die haben sich nun zu kümmern. Arthrose, also Abnutzung, ist ein klassisches Beispiel. Diese ‚Diagnose‘ wird gestellt, den Patienten mitgeteilt und das war‘s. Abnutzung kann nicht mehr verbessert werden, also sind auch dauerhafte Schmerzen normal und die Patientin hat dies bitte zu akzeptieren. (Spoiler alert: Das stimmt natürlich nicht! Chiropractoren sagen Dir wie hier geholfen werden kann.)

Ähnlich wird laut der Autorin auch mit dem Begriff der Involution verfahren. Wir wissen ja, dass Involution ein Problem ist und nun wird festgestellt, dass alle Lebensbereiche betroffen sind und das fast alle Menschen die ein oder andere Form davon zeigen. Aber was will man machen? Wenn es alle betrifft und sich jeder damit identifizieren kann, dann ist es wohl normal.

Abhilfe

Die Autorin schlägt vor, statt eines Begriffes, der eine ganze Welt an Emotionen und untragbaren Zuständen beschreibt zu nutzen, die Dinge präziser und wahrheitsgetreuer zu benennen. Statt eines abstrakten und verschleiernden Begriffs wie ‚System der Involution‘ könnte es auch als ‚Ausbeutung durch spirituelle Gewalt’ und ‚techno-kapitalistische Tyrannei‘ bezeichnet werden. Diskussionen und Chatgruppen die diese Worte nutzen, würde aber sicher von chinesischen und auch ‚westlichen‘ Zensoren, nicht so gerne gesehen werden. Mit allen Konsequenzen die es dann nach sich zieht.

Denkanstöße, Tipps und Übungen für den Alltag?