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Gute Probleme

Wir leben in einer tollen Zeit

Denn wir können un strotz Pandemie, Lockdowns, Schuldenbergen und Umweltzerstörung mit Themen beschäftigen wie diesem hier.

In der NZZ ist ein Artikel erschienen, in welchem die Tatsache kommentiert wird, dass die Ethikkommission der Schweiz dafür plädiert, die Begriffe Mutter und Vater aus allen Gesetzestexten und öffentlichen Schreiben zu verbannen. Diese Begriffe sind diskriminierend da sie eine eindeutige Geschlechterfestlegung beinhalten. Mutter soll hier ersetzt werden mit dem Begriff ‚Person, die das Kind geboren hat‘.

Das erinnert mich doch sehr an TAFKAP.

Nun wird einem ja schnell vorgeworfen man sei unsensibel und diskriminierend, wenn frau nicht alle geschlechtsneutralen Begriffe immer verwendet. (Siehe zum Beispiel dieser Satz gerade. Ich habe mich in meinem Blog dazu entschieden die männlich und weiblich anmutenden Begriffe willkürlich zu mischen.) Aber zugegebenermaßen ist es nahezu unmöglich mit allen neuen Definitionen und Einteilungen Schritt zu halten. Und so kann nahezu jede die das möchte in jedem Text und in jeder Verlautbarung etwas finden, was ihren Zustand nicht vollkommen definiert und inklusiv behandelt. Ich glaube aber nicht, dass es Sache des Gesetzgebers ist, diesen Entwicklungen allzu kleinteilig zu folgen.

Ich bin aber auch der Ansicht, dass die Gesellschaft und der Gesetzgeber sich verrennt wenn jeder Befindlichkeit und individuellen Sorge zu viel Raum gegeben wird. Viele Expertenstunden und Kommissionssitzungen werden aufgebracht um alle möglicherweise geschlechts-ungerechten Formulierungen aufzuspüren. Dies nimmt Ressourcen in Anspruch die wir sehr gut anderweitig verwenden können.

Denn es gibt noch genügend Gesetze und Verordnungen, die inhaltlich überarbeitet werden müssen, um uns dem Ziel einer gerechten und fairen Gesellschaft näherzubringen. Und wenn wir diese systemischen Ungerechtigekiten im Schulwesen, Gesundheitswesen usw. beseitigen, dann können wir in diesem Zuge auch den Sprachgebrauch anpassen.

Cancel Culture, Jordan B. Peterson, Woke, usw.

Das Internet ist eine dauerhafte Erregungsmaschine. Unsere gemeinsame Amygdala. Und das führt dazu, dass viele schon mit einer ordentlichen Portion Grundaufregung unterwegs sind. Und wenn sie dann nur das leistete Anzeichen einer vermeintlichen nicht-Inklusion ihres derzeitigen Gemütszustandes entdecken, steigert sich diese Aufregung und die Kommentarspalten werden gefüllt.

Wie bei vielen Themen, kann ich die Aufregung nicht wirklich verstehen. Bei Menschen die ich treffe, interessiere mich nicht zuerst für deren sexuellen Präferenzen, den Status seiner Geschlechter Selbstfindung, die Religion, die Hautfarbe oder sonst irgendetwas. Sondern eher dafür, ob diese Person mir respektvoll, wohlgesonnen und freundlich entgegentritt. Ist dies der Fall besteht eine gute Chance, dass ich dies auch tue.

Zweitens glaube ich nicht, dass es möglich ist ohne Vorurteile durch die Welt zu gehen. Unser Gehirn, und da sind wir bei Argumenten á la Jordan B. Peterson, versucht ständig die Welt um uns herum zu organisieren. Und dabei sucht es Gemeinsamkeiten und Muster. Mit diesen Mustern gehen wir dann durch die Welt und sortieren die Dinge die neu sind erstmal in eine dieser Kategorien ein. Und genau das sind Vorurteile. Diese Bewertung muss nicht zwangsläufig zu einer Diskriminierung oder Vorverurteilung führen. Tatsächlich ermöglichen es uns Vorurteile und viele andere Gehirnfunktionen, entspannt und sicher durch die Welt zu gehen. Denn wenn wir trotz unserer guten und schlechten Erfahrungen allen und allem immer fröhlich und sorgenfrei, oder skeptisch und sorgenvoll entgegentreten, dann begeben wir uns in Gefahr.

Sich dieser Muster bewusst zu sein und diese zu hinterfragen und zu aktualisieren (Woke) ist für mich die ehrlichere und bessere Alternative, als zu behaupten frau habe sich all dieser Vorurteile entledigt und sehe weder Geschlecht, noch Hautfarbe und bildet sich auch sonst kein Urteil über das Leben seiner Mitmenschen.

Denkanstöße, Tipps und Übungen für den Alltag?