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Wahrnehmungsstörung


Wer hat die korrekte Wahrnehmung?

Es gibt ‚Diagnosen‘ oder Feststellungen, die klingen wie ein wissenschaftlich scharf umrissenes Urteil nach sorgfältiger Abwägung.
Tatsächlich sind sie aber lediglich subjektive Festlegungen, die nahezu keinen Wert haben. Schon gar nicht für die Person die mit diesem Etikett belegt wird.

Die Wahrnehmungsstörung ist so eine Feststellung. Wenn ich eine Störung von irgendetwas diagnostiziere muss ich zuerst mal einen normalen Zustand definieren. Und genau das ist in den meisten Dingen des Lebens eine Norm die auf Konventionen beruht die einige wenige Experten auf einem Kongress festgelegt haben. Oder manchmal hat sich sogar ein einzelner Experte aufgeschwungen uns eine neue Diagnose zu schenken.

Im Falle von Laborwerten scheint dieser Vorgang sinnvoll. Aber auch hier werden oft Kausalitäten mit Korrelationen verwechselt. So dass die ‚Normalisierung‘ eines Blutwertes, oft mit Hilfe eine praktischerweise genau dafür geeigneten Medikaments, sich überhaupt nicht positiv auf die Gesundheit auswirkt.

Bei psychologischen Aspekten des Lebens ist die Sache noch viel sinnloser. Denn die Frage ob ich mich in einem System wie Schule konform verhalte oder nicht, lässt keinen Rückschluss auf meine Wahrnehmung zu. Viele der Kunstwerke; Bilder, Statuen, Musik, die heute für ihre Kreativität und Tiefe bewundert werden beruhen, auf einer veränderten Wahrnehmung unserer Welt durch den Künstler.

Die korrekte Wahrnehmung

Aber am meisten stört mich die Idee dass es Menschen gibt, die behaupten ihre Wahrnehmung sei korrekt und maßgeblich. Diese implizierte Arroganz hat eine Menge negativer Folgen. Im einfachsten Fall wird sich über Menschen lustig gemacht die die Dinge anders sehen. Im schlimmsten Fall entsteht eine ausgeprägte Intoleranz gegenüber allen Menschen die anders aussehen, sich anders bewegen oder die andere Ziele im Leben verfolgen.

‘Das ist nichts!‘

Im Bereich der Chiropractic höre ich sehr oft den Satz: ‚Die glauben ich bilde mir den Schmerz ein und übertreibe.‘ Dieser Eindruck entsteht besonders schnell dann, wenn sich bei den ersten Untersuchungen kein offensichtlicher Schaden zeigt, der zu den Schmerzen ‚passt‘. Was dann beruhigend wirken soll ‚Ach, machen Sie sich keine Sorgen. Da ist nichts!‘ kommt aber oft als Beleidigung und Herabsetzung an.

Denn es kann bedeuten dass hier der Vorwurf gemacht wird die Zeit des Untersuchers verschwendet zu haben mit ‚nichts‘. Ebenso wird implizit behauptet, die Person denke sich einen Schmerz aus um sich ungerechtfertigterweise ein wenig der wertvollen Aufmerksamkeit des Heilkundlers zu erschleichen. Oder dass sich hier jemand interessant machen will mit einem Problem, dass nicht existiert.

Schmerzen kann niemand wahrnehmen außer der Person, die behauptet sie zu haben. Die beste Methode Schmerzen zu erfassen ist eine 10 oder 100 Punkte Skala auf der die Patientin ihren Schmerz einordnet. Es gibt bis heute keine bessere Methode um Schmerzen zu objektivieren.

Mein Grün muss nicht Dein Grün sein

Könnte jeder Schmerz daher als Wahrnehmungsstörung aufgefasst werden? Ja. Genauso wie die Wahrnehmung von Farben für jeden anders sein kann. Mein Grün kann für Dich Rosa sein.
Die Grundeinstellung in meiner Praxis ist:

Ich nehme jeden Menschen ernst wenn er/sie sich entscheidet mir das Vertrauen zu schenken, sich seinem/ihrem Problem anzunehmen. Die Patienten haben recht, bis das Gegenteil bewiesen ist.

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Denkanstöße, Tipps und Übungen für den Alltag?