Gelenke können ausrenken. In der Fachsprache ist dies eine Luxation. In den seltenen Fällen wo dies durch einen Unfall oder andere starke Krafteinwirkung passiert, muss das Gelenk wieder eingerenkt werden. Da bei dieser schweren Verletzung oft Strukturen wie Kapseln, Bänder, Blutgefäße usw. reißen können, sollten medizinische Laien sich nicht am einrenken versuchen.
Und das ist auch die einzige Gemeinsamkeit zwischen dem Begriff ‚einrenken‘ und der spezifischen chiropractischen Justierung.
Achtung: Verwechslungsgefahr!
Einrenken wird häufig im Kontext der Chiropractic genutzt, wenn sich auf die schnellen und präzisen Gelenk Justierungen bezogen wird. Aber es gibt eben nichts einzurenken, wenn vorher nichts ausgerenkt war.
Die kleinen Wirbelgelenke produzieren bisweilen Blockaden. Um dieses Gelenk auszurenken sind enorme Kräfte notwendig. Tatsächlich brechen eher die Wirbel als dass es zu Luxationen der kleinen Wirbelgelenke kommt. Ebenso wirst Du nicht auf die Idee kommen einen Chiropractor aufzusuchen wenn Du einen solchen Unfall hattest…
Es gibt viele Techniken die bei YouTube, Instagram und Co. gezeigt werden, bei denen ich mir Sorgen um die Patienten mache. Bei korrekter und präziser Technik sind keine besonders großen Kräfte notwendig um der Wirbelsäule zu mehr Entspannung zu verhelfen. Das unspezifische ziehen, reißen und renken ist nicht die Sache der Chiropractoren.
Die chiropractische Subluxation
Dieser Begriff besitzt für einige Kollegen eine nahezu mystisch, religiöse Bedeutung. Leider hat die Subluxation auch schon eine medizinische Bedeutung. Das Beharren auf der eigenen Definition führt zu unnötigem Streit und Missverständnissen.
Chiropractoren behandeln funktionelle Gelenkprobleme. Das Ziel ist es die neurologischen Prozesse die sich rund um diese Fehlbeweglichkeiten gebildet haben, wieder zu normalisieren. Dadurch kommt es zu Entspannung, besserer Beweglichkeit und mehr Lebensqualität.
In meiner Praxis rede ich daher selten von der Subluxation. Denn es gibt verständlichere und klarere Erklärungen die ich gerne für meine Patienten nutze, um zu beschreiben was ich tue.
Wortklauberei
Eine verständliche aber trotzdem korrekte Erklärung für den derzeitigen Zustand des Patienten ist sehr wichtig. Wenn Du denkst dass Deine Gelenke ausrenken können, wenn Du Dich bewegst, dann wird Dich das nicht ermutigen, Dich mehr zu bewegen. Aber genau das ist das Ziel jeder Gelenkbehandlung.
Daher halte ich es für wichtig, die Begriffe korrekt zu definieren.
Einrenken ist eine Irreführung, keine Vereinfachung
Leider ist unser Leben komplex. Diese Komplexität zu reduzieren und auf verständliche Bilder und Ideen herunterzubrechen ist eine wichtige Aufgabe von erfolgreicher Kommunikation.
Ich bin immer bemüht Beispiele zu finden, die verdeutlichen was in Deinem Körper vor sich geht und wie Du und ich diesen Vorgang am besten positiv beeinflussen können. Daher ist es mit wichtig das Wort einrenken absolut zu vermeiden. Ich habe bisher drei Mal im Leben etwas eingerenkt. Zweimal die Ellenbögen meiner Töchter und einmal den Finger eines Mit-Sportlers.
Ansonsten besteht meine tägliche Arbeit darin den negativen neurologischen Input den blockierte Gelenke und verspannte Muskeln erzeugen, zu normalisieren und zu optimieren.